GOLFO ARANCI E OLBIA
von Heinrich Von Maltzan
Reise auf der Insel Sardinien
Leipzig 1869
Dykl’sche Buchhandlung
auf Italienisch:
In Sardinien aber scheinen sich natürliche Gründe stets einem Aufschwung der Italien zunächst gelegenen Küste, der Ostküste, widersetzt zu haben […], nämlich die raue Felsennatur des Landes und die klippenreiche Unnahbarkeit seiner Küste im Osten.
Auf dieser ganzen Ostküsten treffen wir nur einen einzigen guten Naturhafen, den Golf der Orangen (Golfo degli Aranci), der jedoch unbenutzt feiert, und nur zwei wirklich im Gebrauch stehende Lan zugewandten dungsplätze, Terranuova und Tortoli, deren Häfen aber sehr viel zu wünschen übrig lassen. Auf dieser ganzen, zwei Breitengrade an Ausdehnung besitzenden Küste finden wir nur drei bewohnte Orte in der Nähe des Meeres und im Innern nicht mehr als sechs oder sieben und unter diesen nicht einmal ein Städtchen, sondern nur Dörfer mit höchst schwacher Bevölkerung.
Das erste derselben, welches wir antreffen sollten, war Golfo Aranci [korrigiert Terranuova], dessen Hafen wir nach vierstündiger Fahrt von der Magdaleneninsel aus erreichten, nachdem wir die Golfe von Arzachena und Congianus und in Letzterem die Inseln Mortorio und Soffi hinter uns gelassen hatten.
Ersterer besitzt ein sicheres, vor allen Stürmen geschütztes Uferwasser von beträchtlicher Tiefe und würde sich trefflich zu einem großartigen Handels oder Kriegshafen eignen. Leider sind seine Ufer ganz unbewohnt, da La Marinoras Vorschlag, hier einen Bevölkerungsmitlelpunkt zu gründen, nie zur Ausführung gekommen ist.
Wohl war es nicht immer so und die Vermutung des genannten Reisenden, dass hier und nicht bei Terranuova (dem antiken Olbia) selbst der alte Römerhafen gelegen habe, dem jene Stadt ihre Blüte verdankte, muss jedem Kenner dieser Küste sehr einladend erscheinen. Diese Vermutung wird auch durch die Breitenangabe des Ptolemäus bestärkt, wonach der Hafen von Olbia 15 Minuten nördlich der Stadt lag.
Er liegt östlich von dem Golf gleichen Namens, auf drei Seiten vom Land eingeschlossen, und gewährt so allerdings Sicherheit vor Stürmen. Aber die Schiffe riskieren, in ihm selbst Schiffbruch zu erleiden oder stecken zu bleiben, da eine Unzahl von Granitklippen sich hier aus dem Uferwasser erhebt und die Versandung schon seit Jahrtausenden riesige Fortschritte gemacht hat.
Auch möchte es einem größeren Boot als dem Tortoli wohl schwerlich gelingen, in ihm einzulaufen. Diesem aber glückte die Einfahrt dank seiner Kleinheit und der genauen Kenntnis, die sein Kapitän von allen Untugenden des Hafens von Terranuova besaß.
QUELLEN DER ABBILDUNGEN
Historische Postkarten
coll. Binari a Golfo Aranci – facebook
Fotos
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